Der Bildungsbrief

 

Eine Projektbeschreibung

An welchen Stellschrauben können wir unser Bildungssystem nachhaltig, zum Positiven verändern? Was hemmt heutige Schüler und Studenten, ihr Potenzial zu entfalten? Wann erbringen sie Hochleistungen und wann schlafen sie ein? Diese Fragen hat eine Gruppe von engagierten Schülern und Studenten über zwei Jahre hinweg bewegt. Ihre Erkenntnisse waren vielfältig. Beispielsweise; das Abitur und alle anderen herkömmlichen Schulabschlüsse, sind keine ausreichenden Zertifikate und brauchen eine Ergänzung um für den Schüler, den zukünftigen Ausbilder oder Arbeitgeber aussagekräftig genug zu sein. Der Arbeitgeber muss wissen, wo die Stärken, Erfahrungen und Talente des Schülers liegen und wo er ihn einsetzen kann. Das Abitur wie wir es bisher kennen ist ganz einfach nicht mehr zeitgemäß. Der Bildungsbrief könnte diese Ergänzung leisten. Diese Gruppe hat sich zu der NGO “Demokratischen Stimme der Jugend e.V.” zusammengeschlossen und die “BILDUNGSGANG” - Kampagne eine von Schülern und Studenten selbstinitiierte und selbstorganisierte Bewegung für ein zeitgemäßes Bildungssystem gestartet.

Zur Webseite: https://demokratische-stimme-der-jugend.de/bildungsgang/

Aus dem “BILDUNGSGANG” entstand zum einen die Idee des Bildungsbriefs und zum anderen die Studenteninitiative für einen neuen Studiengang “Philosophie und Gesellschaftsgestaltung”, in dem erstmals die Studierende ihre Inhalte und Lernformen selbst festlegen. Dieser Studiengang startet im Oktober 2019 und wird unterstützt von diversen Universitäten, Professoren und NGO wie beispielsweise Greenpeace.

Die Idee dabei:

Der Bildungsbrief stellt eine Ansammlung von Leistungen oder Kompetenzen dar, die jene Potentiale eines Menschen aufzeigen, welche diesem Menschen wichtig sind. Der Bildungsbrief, nachfolgend BB genannt, hat die Vorgabe, sich auf die Talente und Stärken eines Menschen zu konzentrieren und die geleisteten Erfolge zu dokumentieren. Dies kann in Form eines Portfolios, eines Textes oder einer beliebigen, kreativen Ausdrucksweise erfolgen. Wichtig ist dabei, dass die Person, die den BB besitzt, in ihrem Charakter gesehen wird und in keinster Weise benachteiligt oder ungefragt bewertet wird. Der Eigentümer, die Eigentümerin des BB ist jeder Mensch selbst und jeder Mensch ist für das verantwortlich, was in seinem BB zu lesen ist. So kann der BB komplett selbst verfasst sein oder nur aus Gutachten von Dritten bestehen. Empfehlenswert ist die Eigen- und die Fremdwahrnehmung sich ergänzend auf einem Interessengebiet darzustellen. Der BB kann als “freiwillige Selbstkontrolle” verstanden werden, durch die man seine Lernerfolge nachweisen und künftige Lernziele festhalten kann. Ähnlich wie der Gesellenbrief, den ein Meister damals seinem Gesellen ausstellte, soll auch der BB die Möglichkeit bieten, dass man sein eigenes Können durch die Bestätigung durch einen Fachmann dokumentiert. Hierbei liegt der Fokus auf einer Person, die sich auf ein Gebiet professionalisiert hat, für welches sich der BB Besitzer, die BB Besitzerin ebenfalls interessiert und in welchem er/sie auch Expertise gesammelt hat. Geht es beispielsweise um Design, dann soll die Arbeit eines Menschen von einem professionellen Designer/einer Designerin begutachtet und bestätigt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass in Empfehlungen gesprochen wird. Der Gutachter, die Gutachterin kann die Vorzüge und Talente aufzeigen und ebenso ehrliches Feedback geben an welchen Stellen Entwicklungspotential vorhanden ist. Im BB kann alles enthalten sein. Von eigenständigem Projekt, Praktikum, Reise,Musikkonzert, Wettbewerb oder Besuch eines Unterrichts. Der BB Besitzer, die BB Besitzerin sucht sich selbst seine Mentoren aus, die ihm/Ihr eine Dokumentation, ein Feedback, eine Beurteilung oder ein Gutachten über die vollzogenen Bildungsschritte geben. Zu empfehlen ist zudem auch eigene Einschätzungen über die erbrachte Arbeit zu liefern, selbstkritisch diese zu hinterfragen und neuen Fragen nach zugehen.

Warum brauchen wir einen Bildungsbrief?

Die meisten Neurowissenschaftler/Innen haben längst bestätigt, dass es sich unter Stress und Angst nicht gut lernt und das nur positive, emotional erfahrene Lektionen nachhaltig wirken. Der Mensch lernt am besten wenn er begeistert ist, alles was er ohne Begeisterung lernt, kann sehr schnell wieder vergessen werden. Hinzu kommt, dass wir durch die Konzentration auf das Abitur und alle anderen Schulabschlüsse, ein festes Ziel in unserer Bildung haben. Diese Fokussierung in der Bildung verhindert die Ausbildung von Kreativität und eigenständiger Problemlösekompetenz und verhindert bzw. erschwert alternative Lernwege. Die Bildungshoheit liegt momentan beim Staat, der Inhalte und Form der Pädagogik maßgeblich kontrolliert und vorschreibt. Dies birgt die Gefahr der Gleichschaltung und kann, wenn Entwicklungen aufgrund politischer Entscheidungen verschlafen werden, zu einer Katastrophe für die gesamte Gesellschaft werden. Momentan setzt die Bildung des Staates auf Jugendliche, die weder selbstverantwortlich noch wirklich mündig sind, sondern sich perfekt jeglichen Arbeitsanforderungen die die Industrie gerade braucht anpassen können. Dies kann zum Desaster führen, wenn die meisten dieser Berufe in den nächsten Jahren durch Maschinen ersetzt werden. Was wir heute eigentlich aus Sicht der Industrie und der Wirtschaft bräuchten, sind Kreative, eigenständige Pioniere/Pionierinnen, die für alles Lösungen finden können, wofür die Technik keine findet. Sprich Selbstbestimmte, selbstbewusste Menschen die genau wissen, was sie wollen und ihre Ziele erreichen können. Das entspricht momentan aber nicht unserem Bildungsstandard. Deswegen ist die Idee des Bildungsbriefs so wichtig. Der BB birgt das Potential eine immense Entwicklung in der Bildungslandschaft voran zu bringen, ohne dass auf die Politik oder sonstige Entscheidungsträger gewartet werden muss. Mit dem BB können wir direkt beginnen und eine direkte, persönliche Verbindung zwischen Schule, Ausbildungs- und Universitätsabsolvent/In und auf der anderen Seite dem zukünftigen Arbeitgeber/ der Arbeitgeberin zu schlagen. In dem Modell des BB braucht es keine Bewertung einer dritten Instanz wie dem Staat, der dadurch seine Hoheit im Bildungswesen verliert. Es braucht nur den Menschen der für seine Zukunft plant und den Arbeitgeber/ die Arbeitgeberin der/die sich die Menschen aussucht, die er/sie für sein/ihr Unternehmen, für seine/ihre Universität oder NGO gebrauchen kann. Statt einfacher Noten, die nur eine sehr grobe aber äußerst undifferenzierte Aussage über das besondere Können des Einzelnen erlauben und die nichts über eine Persönlichkeit verraten, bekommt der Arbeitgeber/ die Arbeitgeberin eine ausführliche Beschreibung der Talente des Bewerbers/ der Bewerberin und eine Einschätzung über seine/ihre Selbstreflexion, seine/ihre Lernbereitschaft und Begeisterung. Die genannten Fähigkeiten sind zugleich die eigentliche Voraussetzung, um mit neuen und unbekannten Situationen in innovativer Weise umzugehen. Der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin kennt die Stärken, Wünsche und Bedürfnisse seines/seiner künftigen Angestellten und kann durch die Berücksichtigung derselben von Anfang an für mehr Qualität und Firmenanbindung in seinem Unternehmen sorgen. Er/ Sie kennt die Expertise seiner/ihrer Leute und weiß, wem er/sie was am besten anvertrauen kann. Dies ersetzt ermüdende Einstellungsgespräche und gescheiterte Probezeiten und erlaubt gleich zu Anfang ein gutes Kennenlernen und Abschätzen, ob der/die Arbeitgeber/In und der/die Arbeitnehmer/In zusammen passen. Der BB kann zu einer Begegnung von Mensch zu Mensch führen und so völlig andere Werte als sie bisher herrschen in die Arbeitswelt bringen. Die BB Besitzer haben die Möglichkeit, die gesamte Komplexität ihrer Persönlichkeit darzustellen und auch die persönliche Entwicklung zu dokumentieren. So können plötzlich gänzlich andere Werte und Kompetenzen wie Emotionale-Intelligenz, Hilfsbereitschaft, Fähigkeit in Gruppen zu arbeiten, Möglichkeitsdenken, Kreativität und der offene Umgang mit Problemen, Eingang in ein Bildungszertifikat finden.

Wie ist der Bildungsbrief aufgebaut?

Der BB kann unterschiedliche Teile enthalten mit unterschiedlicher und an die Person bzw. an die konkrete Bewerbung oder Vorstellung angepasster Länge und inhaltlichem Fokus. Beispielsweise:

Selbstreflexion
(Wie erlebe ich meinen Umgang mit dem Themengebiet? Was sind meine Lernerfolge? Was waren meine Schwierigkeiten? Was sind meine Ziele für die Zukunft in diesem Gebiet? Nächste Schritte?).

Fremdreflexion
(Was sind die Stärken des Menschen auf diesem Gebiet? Was sagt die Stichprobe über die Qualität der Arbeit? Was sind besonders zu nennende Leistungen? Welche Empfehlungen für die Zukunft lassen sich diesem Menschen mitgeben?)

Bestätigung
(Der Mensch X/Y hat X-Tage in meinem Unternehmen, in meiner NGO oder Werkstatt hospitiert und folgende Inhalte wurden ihm vermittelt... Dabei habe ich folgende Talente festgestellt und würde ihm raten, weitere Erfahrungen auf folgenden Gebieten … zu machen.)

Portfolio
(Ein Einblick in die kreative Arbeit des Menschen. Musik, Kunst, Malerei, Fotografie, Design, Film, Text, Comic, Handwerkliche Arbeit etc.)

Künstlerischer Auszug
(Ein extra bei gelegtes Werk, dass die Kenntnisse und Qualität der Arbeit bezeugt.)

Arbeitsproben
(Arbeitsproben jeglicher Art, von jedem Gebiet, die einen Eindruck der Fertigkeiten des Menschen vermitteln)

Gemeinwohlorientierte Leistung
(Welche sozialen, ehrenamtlichen oder politischen Leistungen und Erfahrungen wurden gemacht?)

Und weitere Aspekte...

Umsetzung
Der BB kann als freie Vorlage von einer freien Institution herausgegeben werden. Jeder Mensch ist dazu eingeladen und aufgefordert, den BB nach seinen individuellen Bedürfnissen zusammenzustellen. Dies kann am Ende zu einem gebundenem Buch, einer Mappe oder einem Ordner gebündelt sein. Empfehlenswert ist hier auch eine digitale Version. Hinter dem BB haben sich im Idealfall eine Vielzahl an gesellschaftlichen Playern aus den Bereichen Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft, Politik, NGO, Gewerkschaft und Politik versammelt. Sie garantieren dem BB Besitzer / der Besitzerin dass er/sie mit dem BB ernst genommen und nicht benachteiligt wird. Sobald die ersten Jahrgänge den BB ausprobiert haben, wird sich herauskristallisieren, wie Unternehmen künftig ihre Arbeitnehmer einstellen und ob das Abitur und andere Schulabschlüsse überhaupt noch relevant für die Beurteilung sind. Im Idealfall werden immer mehr Unternehmen und Bildungseinrichtungen auf den BB setzen, weil ihnen damit die Arbeit und die Auswahl entschieden vereinfacht wird. Schon heute setzen die meisten Unternehmen auf persönliche Einstellungstests und schauen das Abitur und andere Schulabschlüsse kaum noch an. Lediglich in staatlichen Organisationen und an Universitäten waltet die Hoheit des Abiturs und anderen Schulabschlüssen, was auf lange Sicht durch den BB eventuell auch ersetzt bzw. erweitert wird.

Vorteile für Kooperationspartner und Unterstützer
Egal ob als Gewerkschaft, NGO, Unternehmen oder Mensch. Alle können von dem BB profitieren. Im Interesse der Gewerkschaften liegt es, dass der/die einzelne Arbeitnehmer/In in seiner/ihrer gesamten Würde als Mensch gesehen wird. Dass er/sie in seinen/ihren Potentialen erkannt wird und einer Arbeit nachgehen kann, die ihn/sie ausfüllt und seinem/ihrem Wunsch nach Sinnhaftigkeit entgegenkommt.

NGOs profitieren vom BB, indem sie genau über die Fähigkeiten des Menschen aufgeklärt werden und dieser in vielen Arbeitsbereichen einsetzbar ist. Vor allem können im BB auch die politischen Aktivitäten aufgezählt werden.

Unternehmen wird die Auswahl ihrer Arbeitnehmer vereinfacht. Sie werden breiter darüber informiert, was die Kompetenzen des Anwärters/der Anwärterin sind und wie vielseitig diese einsetzbar sind und ebenso, welche besonderen Fähigkeiten und Qualitäten dieser Mensch außerdem noch mitbringt. Welche Talente kommen in die Firma und wie können sie für das Unternehmen gewinnbringend eingesetzt werden? Geht ein Mensch der Arbeit nach, in der er talentiert und begeistert ist, steigt die Qualität der Produkte, die Fehlzeiten werden weniger und der Mensch ist bereit, mehr auf sich zu nehmen und sich nachhaltiger und engagierter dafür einzusetzen, als wenn er einer Arbeit nachgeht, die ihn nicht erfüllt. Damit stehen besondere Qualitäten des Menschen, statt eine im eigentlichen Sinne nichts aussagendeDurchschnittsnote im Vordergrund.

Als Mensch profitiert man, weil man in seiner gesamten Würdewahrgenommen wird. Vor allem soll nicht nur die klassische schulische Leistung aufgelistet werden, sondern auch alle anderen Kompetenzen wie Sport, Handfertigkeiten, die Fähigkeit vielseitig einsetzbar zu sein, anzupacken, empathisch zu sein oder mögliche Fehler schon im Vorfeld zu erkennen.

Was können Sie tun um den BB in die Realität zu bringen?
Werden Sie Unterstützer der Idee des Bildungsbriefes. Haben Sie ein Unternehmen, sind sie in einer Gewerkschaft aktiv oder leiten sie eine NGO? Werden sie Teil des freien Bildungsbrief Bündnisses und entwickeln sie die Idee mit uns weiter. Setzen sie sich dafür ein, dass die Menschen in Wirtschaft, Wissenschaft und Medien wieder im Fokus stehen. Helfen Sie uns, auf den Bildungsbrief aufmerksam zu machen. Bringen Sie den BB an die Schulen, an die Universitäten und an die Unternehmen.
© Simon Marian Hoffmann / Demokratische Stimme der Jugend e. V.

Weiterführendes zur Problematik des Abiturs
- und anderer Schulabschlüsse

Das Abitur steht als allgemeiner Abschluss am Ende der Schulzeit. Es wird einheitlich und an Noten gemessen und lässt kaum Raum für individuelle Wege und dient eher einer Gleichmacherei der Lernenden. Bei der Bewertung werden die individuellen Ziele und Potentiale nicht berücksichtigt, im Gegenteil, zum Teil werden äußerst fragwürdige Maßstäbe (zum Beispiel Anpassungskompetenz, vergl. Pisa Studien) angelegt, die sich mit dem Begriff der demokratischen Mitbestimmung und einer Bildung mit dem Ziel der Eigenverantwortlichkeit nicht vereinbar lassen. Es besteht von Seiten der Arbeitgeber sowie vonseiten der Menschen, die Jugendliche in eine Ausbildung oder für ein Studium aufnehmen die Auffassung, dass die Notenzeugnisse kaum eine Aussage über die eigentlichen Fähigkeiten erlauben und den Arbeitgeber/die Arbeitgeberin im Dunkeln lassen über das besondere Können, die spezifischen Interessen und herausragenden Fähigkeiten des einzelnen Menschen. Dadurch erschwert dieses Verfahren massiv die Umsetzung einer dem jeweiligen Menschen gemäßen Gestaltung des Arbeitsplatzes. Damit werden auch viele Möglichkeiten außer acht gelassen, die eine Anpassung der Arbeit an die besonderen Begabungen, Fähigkeiten und Interessen des Arbeitnehmers, eine Innovation, die ohne gleichen die Motivation des Arbeitnehmers steigern und die Zufriedenheit und das Wohlfühlen des Einzelnen an seinem Platz unglaublich steigern könnten. Es könnte endlich dazu kommen, dass der/die einzelne Arbeitnehmer/In wirklich seine/ihre Qualitäten und Fähigkeiten weitestgehend in Übereinstimmung mit seinen/ihrer persönlichen Interessen einbringen könnte und somit als Mensch durch sein Tun aufblühen und sich damit auch weiterentwickeln könnte. Eine Grundlage, um diese innovative Ausgestaltung und Weiterentwicklung moderner Arbeitsplätze zu gewährleisten, stellt der Bildungsbrief dar, der einen Eindruck in die Besonderheiten genaue dieser Persönlichkeit ermöglicht und dabei in würdevoller Weise den Inhaber des Bildungsbriefes respektiert, der selbst bestimmt, inwieweit er sich in seinen Fähigkeiten, Anliegen und Interessen zeigen möchte. Das Problem der heutigen Bildung stellt sich wie folgt dar: Es bestehen weitestgehend hierarchische Strukturen, in denen dem Lernenden vorgegeben wird, was er zu lernen hat, ohne dass dieser einen Einfluss auf die im zugeführten Bildungsinhalte hat. Durch die zentralistische und undemokratische Organisation des deutschen Schulwesens droht eine Gleichschaltung der Bildung. Außerdem stehen wir heute vor der Situation, dass sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren aufgrund der Digitalisierung massiv verändern wird. Prognosen zufolge werden damit ca.30-40% der heutigen Arbeitsplätze wegfallen und viele weitere werden sich massiv verändern. Die heutige Bildung ist jedoch weiterhin auf die jetzt bestehende Arbeitswelt ausgerichtet. Das bedeutet, dass die Bildung heutige Kinder und Jugendliche auf eine Zukunft im Arbeitsmarkt vorbereitet, die zum großen Teil, so nicht existieren wird. Damit sind die Ziele der heutigen, auf ein normales Leben am Arbeitsplatz ausgerichteten Ausbildungen und Studiengänge grundlegend in Frage gestellt, da insbesondere diese Arbeiten in naher Zukunft immer mehr durch die künstliche Intelligenz übernommen werden. Damit ist klar: Die Fähigkeiten der Anpassung, der Durchführung von vorgegebenen Arbeiten und insbesondere stupide und gleichförmige Tätigkeiten werden in der Zukunft nicht mehr notwendig sein. Was braucht es stattdessen: Kreative, handlungsfähige und selbstbestimmte Menschen, die mit unvorhersehbaren Problemen aktiv und in kreativer Weise umgehen können und neue Lösungen entwickeln und umsetzen können. Da wir die Probleme der Zukunft noch nicht ausreichend kennen, können wir Kinder und Jugendliche auch nicht einfach nur auf diese vorbereiten, sondern müssen darum Sorge tragen, dass sie selbstständig und eigenverantwortlich handeln können und in der Zusammenarbeit mit anderen die Herausforderungen der kommenden Zeit angehen können. Dafür brauchen Jugendliche eine Bildung, die diesen einen Möglichkeitsraum bietet, genau diese kreativen Fähigkeiten erwerben zu können. Da jeder Mensch individuell ist und besondere Fähigkeiten und Begabungen ausbilden und einbringen kann ist es außerdem im Sinne einer Ausbildung der Eigenverantwortlichkeit notwendig, eigene Ziele im Bildungskontext zu verfolgen und umzusetzen. Dafür braucht es einen Rahmen, der genau dieses ermöglicht, in dem also Individualität statt Gleichschaltung erwünscht ist und dafür braucht es einen Rahmen, der selbstverantwortete Bildungswege angemessen dokumentiert und den dafür notwendigen Freiraum ermöglicht. Als Übergangslösung ist die Ergänzung des Abiturs um den BB denkbar, um diesen weiter zu entwickeln und langfristig so zu gestalten, sodass er den Ansprüchen von Arbeitgeber/In und Arbeitnehmer/In entspricht und eine menschliche, eine realistische Einschätzung und würdevolle Dokumentation der Bildung ermöglicht.